Bild: Samoa – Marschierende Besatzung unter Gewehr mit Musikzug, während der Feier zum Geburtstag des Kaisers
In den 1960er Jahren wurden die meisten Kolonien in die staatliche Unabhängigkeit entlassen. Damit endete die koloniale Epoche, ihre Nachwirkungen aber sind bis heute sichtbar. Dies zeigt sich unter anderem in Kriegen, die aufgrund willkürlich gezogener Grenzen durch die ehemaligen Kolonialherren existieren. Auch die Einsetzung von lokalen Machthabern durch die Europäer während der Kolonialzeit führt bis in die Gegenwart zu Konflikten. Zudem bestehen in wirtschaftlicher Hinsicht bis heute Kontinuitäten durch die Ausbeutung der Kolonien in Verbindung mit ungerechten Handelsverträgen.
Der Postkolonialismus beziehungsweise die Postcolonial Studies wurden in den 1980er Jahren als eigene Forschungsrichtung etabliert. Die Forschung verfolgt das Ziel, die Fortschreibung kolonialer Politik und die Auswirkungen des Kolonialismus auf die Gegenwart in politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht sichtbar zu machen. Diese Auswirkungen zeigen sich in den ehemaligen Kolonialmächten und in den Kolonien. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf dem multiperspektivischen Zugang: Allzu oft kommen die Menschen aus den ehemaligen Kolonialgebieten hier kaum oder gar nicht zu Wort.
Im Zuge der kolonialen Herrschaft fanden viele Objekte aus den Kolonialgebieten ihren Weg in museale Sammlungen, deren Erwerb rechtlich und moralisch fraglich war und ist. Viele Museen haben es sich dementsprechend seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, ihre eigenen Sammlungsbestände in Hinsicht auf ihre Provenienz, also deren Herkunft und Erwerbsumstände, zu erforschen. So auch das Deutsche Marinemuseum, das seine fraglichen Sammlungsobjekte unter die Lupe nimmt und die Ergebnisse zukünftig in die Ausstellung und Vermittlung integrieren will.