Wissenschaftlerin aus dem National War Museum in Nigeria zu Gast

Wissenschaftlicher Austausch mit dem National War Museum in Nigeria

14. November 2022

Foto: Dr. Stephan Huck, Chika Stanley Ezeocha, Nina Nustede, (c) DMM

Vom 2. bis zum 11. November war Chika Stanley Ezeocha, Chefrestauratorin der National Commission for Museums and Monuments (NCMM) im Rahmen des RESIN-Programmes des EUNIC-Clusters (EU National Institutes for Culture) und des Goethe-Instituts Nigeria zu Gast im Deutschen Marinemuseum.

Chika Ezeocha ist am National War Museum in Umuahia zuständig für die Instandhaltung und Restaurierung der musealen Objekte, die ähnlich wie bei uns von Fotografien über (historische) Waffen- und Waffensysteme hin zu Verkehrsmitteln (Boote, Flugzeuge, gepanzerte Autos) reichen. Sie beschäftigt sich aktuell mit der Konzeption einer interaktiven militärgeschichtlichen Ausstellung für Kinder und Jugendliche, deren Fertigstellung für 2024 anvisiert ist. Neben einem gegenseitigen Kennenlernen der beiden Häuser – National War Museum und Deutsches Marinemuseum – war die Vermittlung von Militär- bzw. Kriegsgeschichte an Kinder und Jugendliche das Kernthema des Austausches. Eine für ein jüngeres Publikum altersgerechte Vermittlung von Militärgeschichte, Krieg und Gewalt ist kein leichtes Unterfangen, bieten sich hier doch viele Fallstricke. Gerade jüngeren Museumsgästen ein solch ernstes Thema zu vermitteln ist im Gegensatz zu anderen Themen auf spielerische Weise nur sehr eingeschränkt möglich, eine Verniedlichung der Thematik oder gar einen propagandistischen Zugang gilt es zu vermeiden. Gerade letzteres im Sinne einer Nachwuchswerbung der Bundeswehr ist in deutschen Museen – inklusive der bundeswehreigenen Museen – in Deutschland eher verpönt, stellen museale Institutionen doch einen (weitgehend) neutralen Ort der objektiven Aufklärung über (historische) Themen dar. Wer bereits einmal militärgeschichtliche Museen in den Niederlanden oder England besucht hat, weiß, dass dies im europäischen Ausland ein wenig anders gehandhabt wird. Auch in Nigeria ist hier der Zugang aufgrund der Geschichte des Landes sowie kultureller und politischer Gegebenheiten unterschiedlich. Zugang zu Bildung ist nicht selbstverständlich, es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit und gewalttätige Auseinandersetzungen verschiedener militanter Gruppen bedrohen die Sicherheit der zivilen Bevölkerung. Dementsprechend ist das Konzept der interaktiven Ausstellung für Kinder und Jugendliche nicht nur als Ort der Bildung, sondern auch als eine freie Begegnungsstätte verschiedener ethnischer Gruppen geplant. Während hier gleichzeitig der Patriotismus eines einheitlichen nigerianischen Staates gefördert werden soll, ist das primäre Ziel die Vermittlung der gewaltfreien Lösung von Konflikten.

Bei allen kulturellen, institutionellen und operativen Unterschieden ließ sich am Ende jedoch trotzdem feststellen, dass die professionelle Museumsarbeit ähnlich aufgebaut ist und funktioniert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Austausch im Zuge dieses Residenzprogrammes interessante und spannende Einblicke auf beiden Seiten bot. Tatsächlich ist das RESIN-Programm auch als Austausch gedacht, so dass im Laufe des nächsten Jahres (hoffentlich) der Gegenbesuch eines Mitgliedes aus dem Wissenschaftsteam des Deutschen Marinemusuems in Nigeria stattfinden kann!

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